Auszug aus dem Kirschfestführer 1 9 9 9 21 Das Kirschfest in den Jahrhunderten von Christa Steinbrück und Ekkehard Wirth-Steinbrück In den Schri en des bekannten Naumburger Stadtarchivars und Oberschullehrers Friedrich Hoppe (1879-1959), fanden wir das Schulprogramm des Rektors Borck aus dem Jahre 1746 unter dem Titel „Nachricht von dem Naumburgischen Schul- oder so- genannten Kirschfeste, so Jährlich um Jacobi zelibriert wird.“ „Mittags 11 Uhr werden vor der Schule 3 Pauken gerührt, zwei- bis dreimal, da denn die ganze Schule, Prä- zeptores und Schüler, große und kleine in ihren gewissen Auditorio sich versammeln. Nach 12 Uhr wird von den obern Primanis und 3 Pauken der Fähnrich, mit einer grün und weißen Fahnen aufs beste gekleidet, abgeholt, sodann gehen große und kleine, Paar in Paar in Prozeß aus der Schulen. Vor den Kleinen gehet ein Trommelschläger, so all aufs schönste angekleidet. Neben denselben gehet jeglicher Präzeptor seiner Klasse. Vor den 2 obern Klassen aber gehet der Fähnrich mit 2 Pauken, welcher allsobald an den Schulen seine Lektiones anfänget. Nach diesen gehen die 3 obern Herrn Kolle- gen, als Rektor, Korrektor, Konrektor und Kantor mit einander. Sobald sie nun aus den Schulen ausgehen, fänget der Chor an zu singen und gehet der ganze Cötus vor diesen Paar und Paar, die Altisten und Diskantisten beiden Primanis her auf den Topfmarkt durch die große Tür in die Kirchen, die Kleinen beim Altar weg. Die Großen aber tre- ten vor den Altar mit den Fahnen und werden von den Symphoniacis daselbst GOTT zu Ehren 2 Motetten gesungen. Darauf gehen alle in der Ordnung durch die ande- re Kirchentür beim Schlößchen und durch dasselbige nach dem Markte zu, da denn der Chor singet und der Fähnrich seine Lektiones machet; bis mitten auf den Markt gegen die Rathaustür über allwo wieder ein Kreis geschlossen wird und der Chor 2 Motetten singet, der Fähnrich aber in seinen Lektionibus unter dem Singen fortfährt. Während der Zeit bleiben die Kleinen in der Ordnung auf dem Markte stehen, und wenn sie ausgesungen, gehen alle und der Chor singend durch die große Jacobsgas- se nach dem Schießhause auf die Vogelstange. Friedrich Hoppe fügt an diese Schri nun noch Erinnerungen an die Kirchfeste davorliegender Jahrzehnte oder gar Jahr- hunderte an, die mitunter zum Schmunzeln anregen, aber zugleich auch das Leben der Menschen in jenen Zeiten recht farbig schildern. „Vor Zeiten gingen sie bis an das Buchholz, da denn oben auf dem Berge eine grüne Laubenhütte und darin ein in Rasen gehauener Tisch, so man heutigen Tages noch sehen kann, gemacht und den kleinen Knaben das Obst, als Kirschen, Schoten, Birn und Spilling (diese letzten, weil sie un- gesund, sind in etlichen Jahren nicht ausgeteilt worden) auch wohl in Mangelung des Obstes Rosinen, Mandeln und dergleichen ausgeteilt, jetzwo werden aber meistens 3 Körbe Birn und 3 Körbe Schoten an die Kleinen ausgeteilt, nachdem das Obst teuer oder wohlfrei ist. Den Großen, als Primanern und Sekundanern, wurden Hütten in das Buchholz gebauet darinnen sie ihre Ergötzlichkeit hatten. Anno 1659 aber, den